Frauen im Autismus-Spektrum

Mädchen und Frauen erhalten häufig erst spät die Diagnose, denn die bekannten Diagnosekriterien beschreiben eher die autistische Symptomatik bei Männern.

Das Autismus-Spektrum bei Mädchen und Frauen

Die Ausprägung der autistischen Symptomatik unterliegt Geschlechtsunterschieden, die bei
der Diagnostik und einer anschließenden Therapie berücksichtigt werden sollten. Mädchen
und Frauen erhalten häufig erst spät die Diagnose, denn die bekannten Diagnosekriterien
beschreiben eher die autistische Symptomatik bei Männern. Dabei ist gerade die richtige
Diagnose wichtig, um die passende Unterstützung für sich zu finden und eine Erklärung für
das eigene Dasein zu haben.

Autismus bei Frauen – die Symptome

Die Symptome bei Mädchen und Frauen erscheinen vornehmlich subtiler und weniger stark
in ihrer Ausprägung. Weibliche Personen sind meist ruhiger, Aggressionen oder das Stören
im Unterricht stehen hier weniger im Fokus. Die ruhigere Art zeigt sich eher in einem
Rückzug und passivem Verhalten. Mädchen und Frauen passen sich mit ihrer Symptomatik
an das Rollenbild der Frau (ruhig, schüchtern und zurückhaltend) an. Durch diese Anpassung
wirken sie unauffälliger und die Notwendigkeit zur Diagnostik wird seltener gesehen.
Überwiegend fallen die sozialen und kommunikativen Probleme bei Frauen erst in der
Jugend oder im Erwachsenenalter auf. Ein Beispiel hierfür ist, dass der fehlende oder geringe
Blickkontakt in den Augen der Mitmenschen oft auf eine Schüchternheit zurückgeführt wird.
Gesellschaftlich betrachtet ist Schüchternheit bei Mädchen und Frauen nicht ungewöhnlich
und stellt häufig keinen Anlass zur Diagnostik dar.

Die sozialen Fähigkeiten können von betroffenen Mädchen und Frauen größtenteils besser
adaptiert werden. Sie beobachten die anderen Menschen besonders aufmerksam und
versuchen dann das Verhalten nachzuahmen, um sich im Sozialen unauffälliger einfügen zu
können. Einige Frauen berichten auch, das Verhalten in sozialen Situationen anhand von
Videos, Fachbüchern oder dem Imitieren vor dem Spiegel einzuüben.

Das Vorurteil, Personen im Spektrum seien nicht an Menschen interessiert, ist widerlegt.
Insbesondere Mädchen und Frauen im Spektrum zeigen meist ein größeres Interesse an
Freundschaften als Jungen und Männer im Spektrum.

Bei Mädchen im Spektrum kommt es häufig in der Jugend zu einer massiven Krise.
Insbesondere dann werden die Unterschiede zu neurotypischen Mädchen auffällig. Typische
Mädchenthemen wie Kleidung, Jungen oder das Schminken wirken auf Mädchen im
Spektrum als oberflächlich. Sie bevorzugen das Gewohnte und passen sich nicht an die
aktuelle Mode an. Einige entwickeln allerdings auch ein besonderes Interesse für die Mode
und verfolgen aktuelle Trends. Den gesellschaftlichen Erwartungen zu genügen wird deutlich
schwieriger und Betroffene werden leider als „arrogant“, „kalt“ oder „unsympathisch“
wahrgenommen.​

Am Arbeitsplatz kann es u.U. zu Missverständnissen oder Konflikten kommen, wenn
implizite Regeln oder Annahmen im Gespräch nicht verstanden werden bzw. abgelehnt
werden.

Die Betroffenen haben häufig einen hohen Leidensdruck, welcher dann durch eine
fachkundige Diagnostik gelindert werden kann, da man dadurch besser versteht, warum
man in mancherlei Hinsicht anders ist als die Mitmenschen, mit denen man es zu tun hat.
Dies kann zudem helfen, sich die passende Unterstützung einzuholen, welche dann zu
Entlastung in mehreren wichtigen Lebensbereichen führen kann.

Ein Beitrag von M.Sc. Marion Portner am 08.09.2023

In unserer Praxis bieten wir eine differenzierte Diagnostik von Autismus-Spektrums-Störungen bei Erwachsenen an. Weitere Informationen zum Thema Autismus bei Frauen finden Sie hier: Autismus-Sprechstunde

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