ADHS und Hormone: Wie der weibliche Zyklus die Symptome beeinflussen kann

Viele Frauen erleben im Verlauf ihres Zyklus emotionale und körperliche Veränderungen. Für Frauen mit ADHS können diese Schwankungen besonders deutlich spürbar sein. Stimmung, Konzentration und innere Stabilität scheinen sich in bestimmten Zyklusphasen zu verändern, oft ohne erkennbaren äußeren Grund. Doch der Zusammenhang zwischen Hormonen und ADHS ist kein Zufall, sondern wissenschaftlich gut erklärbar.    Warum […]

Viele Frauen erleben im Verlauf ihres Zyklus emotionale und körperliche Veränderungen. Für Frauen mit ADHS können diese Schwankungen besonders deutlich spürbar sein. Stimmung, Konzentration und innere Stabilität scheinen sich in bestimmten Zyklusphasen zu verändern, oft ohne erkennbaren äußeren Grund. Doch der Zusammenhang zwischen Hormonen und ADHS ist kein Zufall, sondern wissenschaftlich gut erklärbar. 

 

Warum Hormone bei ADHS eine Rolle spielen 

ADHS-Symptome sind stark abhängig von der Verfügbarkeit des Neurotransmitters Dopamin. Dieser reguliert Aufmerksamkeit, Motivation und emotionale Stabilität, genau jene Bereiche, die bei ADHS häufig beeinträchtigt sind. Die Dopaminproduktion wiederum steht in engem Zusammenhang mit dem Hormonsystem. Besonders bei Frauen spielen Östrogen, Progesteron und Testosteron eine wichtige Rolle im dopaminergen System. Und genau diese Hormone unterliegen während des weiblichen Zyklus starken Schwankungen. 

 

Was sich im Zyklus verändert und was das für ADHS bedeutet 

In der ersten Hälfte des Zyklus (ab dem ersten Tag der Menstruation bis zum Eisprung) steigt der Östrogenspiegel im Körper an. Östrogen fördert die Dopamin-Ausschüttung, verbessert die Stimmung und steigert oft das Konzentrationsvermögen. Viele Frauen erleben in dieser Zeit mehr innere Ruhe, eine stabilere Gefühlslage und einen besseren Fokus. 

 

Nach dem Eisprung beginnt die zweite Zyklushälfte. Der Östrogenspiegel sinkt, während Progesteron ansteigt. Dieses Hormon hat dämpfende Effekte auf das Nervensystem und kann die positive Wirkung des Östrogens aufheben. In dieser Phase berichten viele Frauen mit ADHS von innerer Unruhe, erhöhter Reizbarkeit und dem Gefühl, nicht bei sich zu sein. Besonders die letzten Tage vor der Menstruation sind oft herausfordernd. Sie sind geprägt von Konzentrationsproblemen, Stimmungsschwankungen und emotionaler Anspannung. Manche Frauen erleben auch Symptome des prämenstruellen Syndroms (PMS) oder der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS), die ADHS-Beschwerden zusätzlich verstärken können. 

 

Hormonelle Veränderungen in anderen Lebensphasen 

Nicht nur der monatliche Zyklus beeinflusst die ADHS-Symptomatik, auch größere hormonelle Umbruchphasen wie Pubertät und Wechseljahre spielen eine Rolle. In der Pubertät verstärken hormonelle Schwankungen häufig die emotionale Reizbarkeit und das Gefühl von Überforderung, gerade bei Mädchen mit ADHS. 

In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel dauerhaft. Auch hier berichten viele Frauen von einer Zunahme ihrer Symptome: Konzentrationsprobleme, emotionale Instabilität und innere Unruhe treten häufiger auf. Diese Veränderungen werden oft nicht sofort mit ADHS in Verbindung gebracht, sondern als altersbedingt oder psychisch „diffus“ wahrgenommen. Ein besseres Verständnis für diesen Zusammenhang kann helfen, unnötige Belastung zu vermeiden und gezielt gegenzusteuern. 

 

Was hilft im Umgang mit zyklusbedingten ADHS-Symptomen? 

Wenn Sie feststellen, dass Ihre ADHS-Symptome im Verlauf des Zyklus schwanken, ist es sinnvoll, ein Symptomtagebuch zu führen. Notieren Sie einige Wochen lang, wie Sie sich fühlen, wie gut Sie sich konzentrieren können und wie Ihre Stimmung ist. So lassen sich Muster erkennen und gezielte Strategien ableiten. 

In manchen Fällen kann auch eine Anpassung der Medikation hilfreich sein. Einige Frauen berichten, dass ihre Medikamente vor der Menstruation weniger wirksam sind. Hier kann eine ärztliche Rücksprache helfen, mögliche Optionen zu besprechen. Auch hormonelle Verhütungsmittel oder andere Formen der Hormontherapie könnten in Einzelfällen zur Stabilisierung beitragen, hier ist jedoch eine sorgfältige, individuelle Beratung notwendig. 

Darüber hinaus sind bewährte Alltagshilfen wichtig: Ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und Stressreduktion können die hormonellen Effekte auf das Gehirn abfedern und helfen, besser durch herausfordernde Zyklusphasen zu kommen. 

 

Fazit: Mehr Verständnis für hormonelle Einflüsse auf ADHS 

Hormone beeinflussen die ADHS-Symptomatik bei vielen Frauen deutlich, nicht nur während des Menstruationszyklus, sondern auch in anderen Lebensphasen, in denen sich der Hormonhaushalt verändert. Indem Sie diese Zusammenhänge besser verstehen, können Sie bewusster mit Ihren Symptomen umgehen und die passende Unterstützung suchen. Wichtig ist: Sie sind mit diesen Erfahrungen nicht allein. Es lohnt sich, gemeinsam mit Fachleuten individuelle Lösungen zu entwickeln. 

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie ADHS bei Frauen wirksam behandelt werden kann, sprechen Sie uns gerne an. Im Rahmen unserer Diagnostik und Beratung beziehen wir hormonelle Einflüsse auf Wunsch mit ein und unterstützen Sie dabei, Ihren Alltag mit ADHS besser zu gestalten.

In unserer Praxis bieten wir die Diagnostik von ADS und ADHS an. Weitere Informationen zur Diagnostik finden Sie hier:
ADS/ ADHS Sprechstunde  

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